Sommerlager 2005 – Wandern in Slowenien und Segeln in Kroatien

Ausgiebiges Frühstück
Ausgiebiges Frühstück

Viele Bilder vom Sommerlager 2005 findest du bei scoutilla.de

Auszug vom einem Segeltörn

Nachdem der Wind ein wenig abgeflaut war, sah ich die Genua, wie sie spielend im Wind tänzelte. Die Wellen platschten leise vor sich hin und schoben das Boot vor sich her. Es war ein wenig bewölkt, doch das störte die Ruhe der Crew wenig. Die Vorfreude darüber, dass wir die letzten Inseln passieren würden, war groß.

Denn dann kam endlich der ersehnte Kurswechsel. Die Ruhe verflog und die Crew war vom Ehrgeiz gepackt, den Kampf mit dem Wind aufzunehmen, den Segeln auch noch das Letzte an Geschwindigkeit zu entlocken.

Bis uns das Boot dann wohl behütet in den sicheren Hafen führte, wo uns vornehm Trank und Speis erwarteten.

Oliver Kurth
irgendwo zwischen der südlichen Bucht von Dugi Otok und Zadar

Die Chronik

1. Woche: Bergwandern

Freitag, 29.7.05:

Abfahrt um 21.00 Uhr von Köln Dellbrück.
Mehrere Pausen auf verschiedenen Rastplätzen.

Samstag, 30.7.05:

Stau auf der Autobahn um 01.00 Uhr.
Mittags Stau in Österreich.
Verspätete Ankunft am Campingplatz.
Start des Hajk mit Besichtigung eines Wasserfalls.
Ankunft an der Hütte "Dom na Komni" am Nachmittag. Die Höhe betrug 1520 Meter.

Sonntag, 31.7.05:

Um 10.00 Uhr losgegangen.
Ankunft auf der Hütte "Koca pri Triglavski jezerih" in 1685m Höhe.
Dort wurde im kalten See gebadet im, Kartentricks gezeigt und UNO gespielt.
Das Highlight: Die slowenische Cola : COCKTA!!!!!!

Montag, 1.8.05:

Mittags baden im eiskalten See.
Danach Ankunft an der Hütte "Zasavska koca" auf einem sehr windigen und hohen Berg in einer Schwindel erregenden Höhe von 1817 Metern.
Abends Übernachtung mit 16 Leuten in einer sehr kleinen und engen Hütte.

Dienstag 2.8.05:

Auf dem Weg zur nächsten Hütte: enge und steile Wege, Wolken und Berge.
Ankunft an der Hütte Dom Planika in 2401 Meter Höhe.
Durch dichten Nebel war die Besteigung des Triglavs unmöglich.

Mittwoch 3.8.05:

Morgens gingen beide Gruppen los.
Die starke Gruppe kam auf 1817 Meter an der Hütte "Koca na Uskovnici" an.
Konnte sich dort duschen, trocknen und essen.
Die schwache Gruppe hatte sich verlaufen und war 3 Stunden im Regen gewandert und übernachtete an der Hütte "Vodnikov dom" in 1817 Meter Höhe.

Donnerstag 4.8.05:

Während die starke Gruppe die Autos am Campingplatz holte, wanderte die schwache Gruppe
zur Hütte "Koca na Uskovnici".
Nach einem stärkendem Mittagessen fuhren alle mit den Autos auf einen Slowenischen Pfadfinderplatz.
Dort wurden die Zelte aufgebaut und eine Singerunde gestartet.

Freitag 5.8.05:

Am nächsten Tag ging es zum See.
Dort stieß Sonja zu uns.
Es wurde gebadet , Kanu gefahren und später Pommes gegessen.
Am Abend gab es wieder eine Singerunde.>

Samstag 6.8.05:

Früh am Morgen aufgestanden , Sachen gepackt und los gefahren in Richtung Kroatien.
An der Küste war wieder einmal Stau.
Mit 2 Stunden Verspätung um 7.30 Uhr am Hafen angekommen.
Dort noch die Schiffe beladen, etwas gegessen und geschlafen.

Christian Malling

Die Chronik II

1. Woche, von Freitag bis Montag

Prolog

Das Gefühl, man steht morgens auf, legt eine Kluft an und weiß, es ist T minus zwölf Stunden vor dem SOLA [Sommerlager, Anm. d. Adm.], ist eines der wunderbarsten Gefühle die ich kenne. Es macht einem deutlich, dass man nur allzu bald dem heimatlichen Stress entfliehen kann, um mit Menschen, die man schätzt, die kommenden Wochen zu einem Erlebnis zu machen.
Es kann durchaus sein, dass man den ganzen Tag schon unterwegs ist um dieses Erlebnis einzuleiten, aber der schönste Hormonstoß kommt, wenn man einsteigt, in das gewählte Transportmittel, und weiß, dass man das Ganze, was man in 2 Minuten hinter sich gelassen hat, erst in drei Wochen wieder sieht.

Es ist Freitag,

der 29.7.05, 20:00 Uhr. Das Sommerlager 2005 beginnt.
Oder auch nicht: Wir fahren mit dem VW-Bus an der Straßenbahn vor, aber keiner ist da!
Okay, der Fehler ist schnell gefunden: Ein Tippfehler im Rundbrief, dieser verschiebt den Start dann erst mal auf 21:00 Uhr [von 20 Uhr].
Gut, im zweiten Anlauf klappt es dann. Die Leute trudeln so nach und nach ein, schnell sind die Busse gepackt, die Leute verstaut und die CD-Spieler warmgelaufen. Aus vollen Lautsprechern Jock James mit seinem „I like to move it“ dröhnend, rollen die Busse langsam an, mit dem Ziel Autobahn.
Als diese dann erreicht wird, folgt die wörtliche Umsetzung diesen Mottos, wobei gewisse Fahrer, zumindest zu Anfang, an einen deutschen Promi mit kantigem Kinn erinnern und
das Wetter beginnt unseren wagemutigen und fröhlichen Sommerlager-Teilnehmern den Abschied aus heimatlichen Gefilden deutlich zu versüßen.
Bei der ersten Rast schafft dann auch „Kater Garfield“ den Sprung in unseren Party-Bus, der dann auch so knalle voll ist, dass einem gar nicht kalt sein konnte, sofern nicht Bernhard unser Fahrer gewesen wäre. Ja, eben jener Bernhard, der sich einer Klimaanlage auch zur Disziplinierung seiner Bus-Crew zu bedienen weiß.
Und trotz Temperaturen, die die Arktis als geeignetes Sommerreise-Ziel wünschenswert erscheinen ließen, stieg bei der nächsten Rast dann auch der Sandmann zu...

Am Samstag dann,

nach einer geruhsamen Nacht, zumindest für die Liliputaner und Selbstkasteier unter uns, folgten dann die Freuden der Österreichischen Blockabfertigung für uns. Als wir uns langsam, langsamer und kriechend dem Tauerntunnel näherten, schien es uns ein weiteres Mal eindeutig der Zeitpunkt zu sein, Jock James seine programmatischen Forderungen auch lautstark den Menschen in den Autos um uns herum mitzuteilen. Der 20-Kilometer-Stau hatte nur eins für sich: Wenn man steht, kann man die Tür aufmachen und, wenn die selbige auf ist, kann niemand, selbst Börnie [Bernhard] nicht, den Bus in einen Gefrierschrank für Eskimos verwandeln.
Nach und nach gingen dann auch die Zeithoffnungen bezüglich der Ankunft in der Hoffnung auf doch mal diesen sagenhaften, blockabgefertigten, angeblich ganz bei uns in der Nähe existierenden Tunnel durch die Alpen, zu Gesicht zu bekommen.
Kurz vor dieser Offenbarung schaffte es ein leicht schläfrig wirkender Luke uns noch mit seiner Sicht der Dinge zu überzeugen, dass Menschen, die auf der Autobahn aussteigen, irgendwas am Kofferraum rumkramen um sich dann schnellstmöglich mit einem Hechtsprung wieder hinter ihr Steuer zu befördern, "nur mal kurz den Sekt rausholen wollen“. Was, sofern dieser eisgekühlt wäre, bei den gar nicht mehr deutsch-humiden Klimaverhältnissen, wohl bei uns auf ungeteilte Freude getroffen wäre.
Als der, doch nicht nur in Sagen, sondern auch durch die Alpen existente Tunnel endlich passiert war, die Tür wieder geschlossen und die Argo-People wieder in ihren stark an einen nach Scheunen-Bau-Schlaf erinnernden, gerechten Schlaf gefallen waren, dauerte es gar nicht mehr lange bis wir unseren Campingplatz am Bohinj-See gefunden hatten.
Hier ging es dann schnell. Im Nu waren wir in die zwei Hajkgruppen aufgeteilt, dann wurden die Rucksäcke bis auf das Nötigste entblößt: „Brauch ich wirklich drei Unterhosen für sieben Tage?“, Essen einpacken, Fisch, Brot und Nutella und rauf auf den Hügel.
Wir liefen los und es war toll. Zumindest die ersten 400 Meter, dort war es eben. Nach knapp einem Kilometer, also rund 600 Metern mit Steigung, gab es schon den Ersten, der seine zwei Liter Wasser getrunken hatte, was sich als reichlich unpraktikabel für den Rest des Tages herausstellen sollte. (Um es mit meiner Meutenführerin zu sagen: „Wir wollen jetzt keine Namen nennen! Ne...“ Grün).
Eben jener begann daraufhin nämlich die Wasservorräte vom Rest der Gruppe aufzubrauchen und hatte dieses Vorhaben nach ¾ des Weges auch erfolgreich abgeschlossen. In der Zwischenzeit hatten wir noch das Vergnügen festzustellen, dass eben Jener wohl ein wenig zu sehr beim Gruppenmaterial zugelangt hatte, was wohl durchaus gut gemeint war und auch anzuerkennen ist, und wir dieses nun neu aufteilen mussten. Eigentlich war die Aufteilung wirklich einfach; wir werfen einfach alles in den alten dreckigen blauen Rucksack, dummerweise war das meiner. (Wobei ich anmerken darf, nicht ganz ohne Stolz, wie ich vermerken will, hat mir das weitaus weniger ausgemacht, als ich zunächst befürchtete.)
Der Weg war ein Wunder der Demotivierung, wer auch immer diesen Weg angelegt hatte wollte offensichtlich nicht, dass man ihn in diese Richtung besteigt. Auf jeden Fall hatte eben jener es geschafft, einem immer das Gefühl zu geben, dass da gleich ein Plateau kommt und man so gut wie an der Hütte ist. Nur kamen da kein Plateau und erst recht keine Hütte, nachdem man die gesamten Serpentinen bis zu dieser Stelle, wo man das Plateau hätte erreichen sollen, erklommen hatte. Der Weg ging um eine Felsnase und siehe da, vor einem lag plötzlich ein Weg, der doppelt so lang erschien, wie der bisher zurückgelegte.
Dieser Gedanke, dass man den Weg nicht in diese Richtung gehen sollte, manifestierte sich nicht zuletzt deshalb, weil kein einziger der heimischen Slowenen in unsere Richtung ging; die kamen uns alle entgegen! Und wenn ich sage "alle", dann meine ich das auch. Was da an Leuten diesen Weg runter kam, hatte schon bei einem Land wie Slowenien etwas von Völkerwanderung. Auf jeden Fall hatten alle diese Menschen ein mildes „Ihr tut uns Leid weil ihr was falsch macht, aber bleibt dran, ihr schafft das schon“-Lächeln aufgesetzt oder aber sie lächelten uns an um uns aufzumuntern, weil wir was falsch machen und wir ihnen Leid taten.
Als wir endlich oben angekommen waren, mehr oder weniger gemeinschaftlich geschlossen, fanden wir auf 1520 Meter die Hütte "Dom na Komni" vor, die uns einen robusten Jugendherbergen-Komfort und die Freude auf ein gemütliche Bett bot.
Zu unserer Belustigung hatte sich ein kleiner Fuchs, der nicht näher mit mir verwandt, auch gefallen an unserer Gruppe fand. Auch wenn sich sein vergebliches Interesse vor allem auf unsere Lebensmittel konzentrierte, rafften sich unsere müden Photographen, die es verstanden penetrant keine Sekunde unseres Lagers undokumentiert zu lassen, dazu auf, auch diesem roten Räuber einen Empfang zu bereiten wie schlechten Hollywoodstars bei der überdokumentierten Premiere eines ihrer total überbezahlten Filme.
Bevor wir uns in unsere Decken einwickelten, holten wir noch unsere Sommerkluften aus dem stilechten Trockenraum für Textilien im Erdgeschoss. Oder Untergeschoss? Nun, das ist schwer zu sagen bei einem Gebäude, das am Hang gebaut ist.
Jedenfalls schien die Bergluft uns stark geschlaucht zu haben, denn alle fielen alsbald in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Der Morgen

des darauffolgenden Sonntages sorgte mit dem ersten slowenischen Berghütten-Frühstück für einen guten Start. Alle waren noch ganz benommen durch das frühe Aufstehen um 08:00 Uhr. Es folgte das teilweise etwas hektische Packen und das Runterschlurfen zum Mittagstisch. Dort wurden wir mit dem, was die Slowenen „Tee“ oder auch Caj (slowenisch „Tee“) nennen, konfrontiert. Zwar roch die Flüssigkeit nach Tee, sie sah auch so aus wie Tee und wurde auch ebenso genannt, allerdings waren sich alle unsere Zungen, nach dem ersten Kontakt mit diesem flüssigen Element darüber einig, das dieses Zucker war. Reiner Zucker, süßer Zucker, flüssiger Zucker. Dieses Zeug verdampfte nicht, es kristallisierte. Wir liebten Es! Denn dieser Stoff war dazu fähig auch den müdesten Menschen glauben zu machen, er wäre omnipotent.
Die Verheißung von nur zwei Stunden laufen, auf einer einfachen Strecke, schaffte es dann auch bald uns auf diese zu treiben. Wir liefen los, feixend und lachend, um bald festzustellen, dass „einfach“ ein relativer Begriff ist. Wir liefen weiter und wurden bald geteilt, Bernhard und ich hatten daraufhin ein stillschweigendes Abkommen getroffen, dass er vorne lief und ich hinten für Recht und Zusammenhalt sorgte.
Bald hatten wir Grün dann auch von weiterem unnötigen Gewicht befreit, wie seinem Kulturzeug (circa zwei Kilogramm) und seinem Handtuch (circa 2 Quadratmeter). Dies trug zwar nicht dazu bei, dass er schneller wurde, aber wir hatten wenigstens das Gefühl, etwas zu tun.
Die Erinnerung an die Autobahn ließ sich nicht verhindern, wir liefen 300 Meter dann machten wir ein Päuschen, dann liefen wir wieder 300 Meter und dann machten wir ein Päuschen,...
Erst unsere Mittagspause nach zwei Stunden, bei der wir sahen, dass wir die Hälfte der absoluten Wegstrecke geschafft hatten, gönnte uns eine Unterbrechung dieses Rhythmus.
Diese fand statt unter einem Schild, das Stolz in die Gegend und an die, selten vorhandenen Passanten, verkündete, dass man sich im „Triglavski – Nacional –Park“ befand, wie bei jeden Schritt seit dem Bohij-See. Es war sehr interessant, dass gerade hier auch die einzigen Zeichen von Umweltverschmutzung in diesem beschilderten Nationalpark zu finden waren.
Nach dem Grün wieder in seinen „Berg-Rhythmus“ überging, 300 Meter nachdem wir losgegangen waren, lies er Bernhard und mich dann langsam zu anderen Mitteln greifen. So wichen die Mittel der Motivation, nun auch ab und an der Provokation, mit dem Versuch eine Trotzreaktion bei ihm zu wecken, doch es war zum Hühner melken, eher rasierte sich der Weihnachtsmann, als dass man ihm so etwas wie Trotz abringen konnte.
Erst eine kleine Rede, in dem ein Wort mit P eine bedeutende Rolle spielte und ein Lächeln auf den Gesichtern der anderen Hajkern hervorlockte, brachte eine gewünschte Reaktion, welche bald darauf, dazu führte, dass Jakob, Lukas und ich mit Grün an jeder Serpentine diskutieren durfte, um ihn davon zu überzeugen, dass das Ziel hinter dem Grat liegt, auf welchen wir die ganze Zeit kletterten. Mit dem zweifelhaften Erfolg, dass wir ihn davon überzeugen konnten, wenigstens zu den anderen aufzuschließen, um uns selber nach etwa einer Stunde diskutierend für sechs Serpentinen, ganz schnell abzusetzen, nach zehn Minuten den Grat erreicht zu haben, die anderen auf der anderen Seite eines schönen Sees zu sehen, zu diesen den Grat herabzustürmen und eine kleine Verbrüderungsfeier zu begehen.
Dieser See, von dem hier die Rede ist, beinhaltete das, was landläufig Eiswasser genannt wird. Er hatte die Fähigkeit, einem das Gefühl zu geben, dass sich gewisse Körperteile in das innere des Rumpfes zurückziehen wollen, dass wenn man hineinfällt, man unweigerlich den Kältetod sterben muss, das alle Männer, die in ihm schwimmen, als Weiblein wieder aus ihm heraussteigen.
Er hatte also genau die Temperatur, die man sich nach so einem Tag wünscht, die gerade erfrischend wirkt. So sprangen wir alle also in diesen See hinein, da es keinen anderen Weg hinein gab ohne ständige innere Monologe. Auch hinaus war Springen der einzige Weg um ernsthaften Schäden zu entgehen und sich mit der anvisierten Geschwindigkeit dem Wasser zu entziehen.
Nach und nach machten wir uns zu der nahen Hütte auf, wo wir den Rest des Tages damit zubrachten, Uno und Schach zu spielen.
Bald konnte Malling uns zur Belustigung gereichen, mit seinen Versuchen einfachste Kartentricks zu begreifen. Oder eben auch nicht. Hier zeigte sich wieder einmal, wie fies Pfadfinder doch sein können. Da Malling ob dieses Tricks jeden versuchte davon zu überzeugen, dass jener doch auch das Recht habe ihn zu erfahren, worauf der Trick gerne gezeigt wurde, jener ihn aber trotzdem nicht verstand.
Während die Älteren auf obergärige Gebräue zurückgriffen, mussten sich die Jüngeren mit Cockta behelfen. Jene Cockta, die bald ein Phänomen war, jene Cockta, die ebenso unbezahlbar wie Schokolade war und auch als Kaviar des Berges angesehen werden musste, jene, die bei uns nur in kleinen Flaschen gekauft, genossen werden konnte.
Gut, ich gebe hier nun freimütig zu, dass Cockta wohl nur so ein Schlager war, weil es auf den Hütten ja nur eine äußerst begrenzte Auswahl an Süßgetränken gab und sie das Einzigexotische auf diesen war.
Zum Abend erquickten wir uns mit einem derben Eintopf und Palatschinken um uns dann, vor dem zu Bett gehen, in unsere rustikalen Betten mit Papierservietten als Bettdecken erneut unserem Nachtmittagsprogramm zuzuwenden.
Bei einem abschließenden Abendspaziergang, nach Einbruch der Dunkelheit, zusammen mit Lukas am See entlang, schaffte es Denis uns, obwohl er uns in die Augen leuchtete, zu übersehen. Und wohl schon mit seinem Verstand am hadern war, als wir ihn erneut ansprachen. Dementsprechend beruhigt war er dann, als wir ihn aufklärten, wer wir waren und, dass er uns kennt.
Kurz darauf war auch unser zweiter Bergtag beendet.

Das Aufwachen

an jenem Montag den 01.08., kam einem so vor, als hätte man im Altpapier-Container geschlafen, man lag auf Papierschnipseln, man war mit zerrissenem Papier zugedeckt und eng war es obendrein. Erst langsam kam man auf den Trichter, dass all dies nicht der Fall war, sondern das man auf einer Berghütte am Triglav war und die Papierschnipsel vormals die Decke und den Bettbezug darstellten. Plötzlich kam aus irgendeiner Ecke die Info, dass es außerhalb unserer Gaswolke bzw. außerhalb der Hütte kalt sein solle. Ich mich also an dieser Info orientiert und das klassische Zwiebelprinzip angewendet: oben rum und unten die schön warme Jeans angezogen.
Nachdem wir dies [die Papierreste] alles eingesammelt hatten und uns gewaschen hatten, gingen wir zum Frühstück. Auch diesmal wieder mit unserem Lieblingsgetränk Caj. Doch auch das Brot hatte da unsere Beachtung schon gefunden. Das, was die Slowenen als eine Scheibe ansehen, ist bei uns ein halber Laib, nur mit Nahrhaftigkeit haben sie nichts am Hut. So war wohl 95 Prozent dieses Brotes Luft. Dies lies uns wiederum verzücken, denn der Geschmack des Balges war nun durchaus intensiver und die alte Regel von wegen: „die Bärenkacke nicht dichter als das Brot“ reizte nun schon ihre Ausführung heraus. Ich wünschte, wir hätten es getan, dann würde der Stamm jetzt nicht Nutoka-Vorräte bis ans Ende der Zeiten besitzen.
Nun, nachdem wir draußen die Wasservorräte aufgefüllt hatten ging es los.
Nachdem wir kaum zwei Minuten gegangen waren, kam die erste [Zwiebel-]Schicht runter. Juja – zu warm.
Bei der nächsten Pause, der Schweiß in diesem Moment schon in Ähnlichkeit zum Victoria Fall, die nächste Schicht weg. Pulli – zu warm. Wir rackerten weiter die Karsten [Gebirge aus durchlässigen, wasserlöslichen Gestein wie Kalk oder Gips, die durch Oberflächen- und Grundwasser ausgelaugt werden] rauf, Meter um Meter wuchs die Erkenntnis, die Hose – zu warm. Ich also beim nächsten Grün-Intermezzo: Jeans aus, kurze Hose an und weiter. Die Kälte an den Beinen eine Offenbarung, ein Segen.
Die Vegetation hatte zu diesem Zeitpunkt schon darauf verzichtet auf solche Dinge wie Bäume zu verzichten. Was gedieh, war nadelig oder sonst wie hart. Und je höher wir stiegen, desto mehr schmiegte es sich an den Boden.
Dies war zu diesem Zeitpunkt auch der einzige Messer um zu sehen, dass wir überhaupt stiegen, denn es schien zuerst so, als dass wir das, was wir erklommen, gleich danach wieder herab liefen. Es war nicht nur im Allgemeinen so, dass wir einen, zugegebener Maßen großen Hügel bestiegen, nein, wir erklommen auch viele, viele kleine an diesem Tag. Auf einem dieser kleinen Hügel trafen wir die andere Gruppe, die sich eine Mords Gaudi daraus machte, Sportreporter zu spielen, uns zu kommentieren und uns mit Interviews zu beinahe Herbergerschen Aussagen wie „Abgerechnet wird oben!“ oder „Nach dem Anstieg ist, vor dem Abstieg“ zu nötigen.
Bald verschwanden dann auch die letzten Reste größerer Vegetation, zum Beispiel Wiesen und die Gegend war nur noch steinig.
Als wir auf den letzten hundert Höhenmetern die Hütte schon sehen konnten, lief es sich bald leichter. Doch auch diesmal wurde unser Weg jäh durch einen See gestört, der uns abermals ein erfrischendes Bad abnötigte. War der See am Vortag kalt, war dieser Frosty the Snowman, Väterchen Frost in Persona. Es war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit dieses Gewässer zu betreten ohne das Gefühl zu haben, gleich an Hypothermie zu sterben. Es tat weh durch das Wasser zu waten, wir taten es trotzdem, wagemutige Helden wie wir sind. Wilde Recken kühner Art. So gingen wir hinein. Und kamen hinaus, würden wir uns Waschweiber nennen es wäre eine Beleidigung für diese.
Aber alle, wahrlich alle waren in diesem Gewässer. (Gut alle bis auf einen, aber ansonsten sind wir recht stabil.) Nachdem wir uns dem Bann des Wassers entzogen hatten und wir halbwegs aufgetaut waren, kletterten wir die letzen hundert Meter empor bis zu Hütte.
Dieser letzte Kraftakt lohnte sich mehr als verhältnismäßig. Die Aussicht von dort oben war überwältigend, es ging tief runter auf der einen Seite und sehr weit hoch auf der anderen Seite. Die Menschen im Tal waren Amöben, Pantoffeltierchen für uns, die dort an der Hütte hockten. Nach dem wir wieder unsere Schachpartien aufgenommen hatten und uns immer weiter in diese hinein steigerten, kam uns die Hütten-Zuteilung doch recht spartanisch vor. Die Hütte war eigentlich eher ein Kabäuschen und bestand im Grunde nur aus „Betten“ (Matratzen, irgendwie in Regale gestapelt, so dass man irgendwie darauf schlafen konnte) und einem Gang um diese zu erreichen.
Doch bevor wir diese wunderbaren Schlafstellen aufsuchten, machten wir noch einen kleinen Fußmarsch zu etwas, das aus der Ferne wie Schnee aussah. Wir also, nichts Besseres zu tun, auf und davon, ab zum Schnee. Als wir diesen erreichten, deutlich nach Malling, der versuchte die Strecke in 10 Minuten zu schaffen, weil man ihm dann den Kartentrick verraten wollte und dieses Ziel nur um 26 sec verfehlte, stellten wir fest, dass es wirklich Schnee war, zwar reichlich dreckiger Schnee, aber Schnee.
Nach der Rückkehr, kehrten wir nun auch zu unserer Hauptbeschäftigung zurück, Schach spielen. Als mich dann dringende Rufe der Natur ereilten, beschloss ich diese zu erhören, ich kletterte als zur Toilette herab, wo ich gar wunderlich Dinge vernahm; ein gar wunderlich Flegel sprach dort Sachen aus wie: „Ja gut so! (stöhn) Bleib so, bleib so! (stöhn, ächz) Bleib stehen! Jaha!“ Nach dem ich dieses vernommen hatte, beschloss ich, dass ich noch was zu erledigen hatte, irgendwo anders. Als ich kurz darauf Malling aus der Toilette stolzieren sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen, dort trieb gar niemand Unzucht, nein es war Malling der Ballaststoffe auswarf.
Währenddessen fanden die Jüngeren draußen ein neues Lieblingsspiel, welches hieß: Steine werfen. Und ausnahmslos, ob Skylla oder Seeadler, fand dieses Spiel unter ihnen eine schier unglaubliche Begeisterung, denn man konnte große Steine werfen und kleine Steine werfen, man konnte schwere Steine werfen oder auch nur leichte Steine werfen. Diese Steine konnten zu gleich auch flach sein oder spitz oder rund, zackig, rau oder glatt. Man konnte sie weit werfen oder kurz werfen. Man konnte sie auf andere Steine werfen oder neben andere Steine werfen. Es war ein unglaublich vielfältiges, einfältiges Spiel.
Ganz übermüdet fielen sie dann auch irgendwann auf ihre durchgelegenen Matratzen und träumten wahrscheinlich in dieser zugigen Nacht von Steinen.


David Fuchs